Historische Tänze

Tanzen ist seit Anbeginn der Menschheit ein wesentlicher Teil des Lebens. Sowohl als Ritual als auch zum Spaß, oder als gesellschaftliche Verpflichtung. Tanzen ist in der Geschichte nicht wegzudenken. In unserer Vereinsgeschichte taucht der historische Tanz ebenfalls schon sehr früh auf, mussten doch auch Ritter des Tanzens mächtig sein. Wir tanzen quer durch die Epochen, unterscheiden hierbei zwischen historischen und historisierenden Tänzen, zwischen Kreis- und Longwaytänzen und bieten sowohl Vorführ- als auch Mitmachtänze an.

Historische Tänze

Von historischen Tänzen sprechen wir bewusst, denn es gibt wenige Überlieferungen aus dem Mittelalter und der Zeit davor. Fragmente von Tanzschriften, Gemälde und Fresken geben einen Überblick über Tanzschritte, doch die passende Musik ist zumeist verloren gegangen. Auch ist uns zu überlieferten Musikstücken selten der passende Tanz bekannt. Bessere Überlieferungen begannen dann in der Neuzeit, die wohl bekannteste ist wohl „The English Dancing Master“ von John Playford. In diesem Nachschlagewerk von 1651 sind die im damaligen England populären Tänze samt der passenden Melodie beschrieben. Aber auch aus Frankreich und Italien haben wir vermehrt Quellen dieser und späterer Zeit. Dies ist der Grund warum nicht von „mittelalterlichen Tänzen“, sondern von historischen Tänzen gesprochen wird, da wir quer durch die Epochen tanzen.

Historisierende Tänze

Zusätzlich zu den überlieferten Tänzen, liegt ein Fokus auf historisierenden Tänzen. Hierzu fallen Jene, welche sich historischer Tanzschritte bedienen und auf Musik getanzt werden, welche historisch bzw. historisch angehaucht sind. Das Ziel ist es, dass diese Tänze wie historische Tänze aussehen/wirken, aber im Grunde moderne „Erfindungen“ sind.

Kreis- und Longwaytänze

Unser Hauptfokus liegt auf Kreis- und Longwaytänzen.

Kreistänze werden, wie der Name schon sagt, im Kreis getanzt. Hierbei ist es egal, ob alle Tanzenden nebeneinander stehen und sich die Hände halten, oder die Herren, bzw. die Damen in der Kreismitte und der jeweilige Partner am Rand steht. Im Kreis werden dann bestimmte Figuren getanzt, welche entweder am Platz, in den Kreis rein, bzw. raus oder auch im bzw. gegen den Uhrzeigersinn getanzt werden. Diese Figuren können sowohl alleine als auch mit dem Partner ausgeführt werden. Einer der wohl bekanntesten und beliebtesten Tänze, ist hier die Chapelloise.

Longwaytänze werden in der Reihe getanzt. Zumeist stehen hier Damen auf der einen Seite und die Herren auf der anderen Seite. Ob sich die Paare anschauen oder nebeneinander stehen ist von Tanz zu Tanz unterschiedlich und kann auch innerhalb eines Tanzes variieren. Tanzfiguren könnten hier entweder am Platz oder innerhalb bzw. außerhalb der Reihe getanzt werden. Die Figuren können ebenfalls alleine oder mit dem Partner ausgeführt werden, zusätzlich hierzu kann es allerdings vorkommen, dass gewisse Figuren im Karree, welches aus zwei Paaren besteht, bzw. auch mit dem Kontrapartner getanzt werden.

Mitmach- und Vorführtänze

Da wir sowohl für als auch mit Leuten tanzen, unterscheiden wir in unserem Repertoire zwischen Mitmach- und Vorführtänzen.

Mitmachtänze sind recht einfach, bestehen nur aus einer kleinen Anzahl an Schritte und können daher auch leicht von Kindern mitgetanzt werden. Teilweise werden sie im Laufe des Liedes schneller, so dass trotz der Einfachheit der Spaß nicht verloren geht. Teilweise kommt es vor, dass wir bereits leichte Tänze noch weiter runterbrechen müssen, dies ist allerdings selten bei Auftritten der Fall, sondern meist nur bei Kindergartenbesuchen notwendig. Wir haben ein festes Repertoire von Mitmachtänzen, welches uns ein Wochenende ermöglicht, ohne je das gleiche tanzen zu müssen.

Die Vorführtänze enthalten schwierigere Figuren, haben meist mehrere Strophen und können nicht in einer kurzen Zeitspanne, wie sie uns auf Festen zur Verfügung steht, erlernt werden. Vor allem die Anzahl der tanzbegeisterten Kinder macht es schwierig diese Tänze zum Mitmachen anzubieten. Für unsere Workshops bzw. unsere regelmäßige Tanztreffen gilt die Regel der Vorführtänze natürlich nicht – hier konzentrieren wir uns hauptsächlich auf das Erlernen dieser „schwierigeren“ Tänze, um unter anderem auf Festen nicht immer nur dieselben Tänze vorstellen zu müssen

Tanzvorführung Burg Lichtenwerth

Auftritt "Historische Tänze", Hall in Tirol 2019

Wo sieht man uns tanzen?

Auf den meisten Festen, bei denen wir anwesend sind, sieht man uns mindestens einmal Tanzen, meistens bieten wir auch die Möglichkeit, bei den Mitmachtänzen mitzumachen. Zusätzlich dazu stehen wir gerne für andere Veranstaltungen zur Verfügung, kommen in Schulen und Kindergärten und organisieren auf Wunsch auch Workshops.

Außerdem treffen wir uns jeden zweiten Sonntag in Innsbruck zum gemeinsamen Üben und dem Lernen neuer Tänze. Interessenten sind herzlich eingeladen sich uns anzuschließen – einfach uns kontaktieren.

Eine Auswahl unserer aktuellen Tänze

  • A Rovin
  • Chapelloise
  • Cockleshells
  • Erbsenbranle
  • Gathering Peascode
  • Pferdebranle
  • Rattenbranle
  • Scheitern des Premierministers
  • Seepferdchen und Biber
  • Tourdion

Tanzschrift

Unsere Tänze werden aus den unterschiedlichsten Medien zusammengetragen. Um diese einheitlich in einem Dokument zu bewahren und auch den Überblick zu behalten, welche Tänze wir bereits getanzt haben, werden sogenannte Tanzschriften angefertigt. Zu Beginn wird hier die Aufstellung festgehalten, und anschließend aufgeschrieben welche Tanzschritte in welchem Takt stattfinden, bzw. wie viele Schläge für eine Tanzfigur zur Verfügung stehen.

Als Beispiel wie so etwas aussehen kann, ist hier die Chapelloise aufgeführt.

Chapelloise als historischer Mitmachtanz, Burg Altfinstermünz

Beispiel Chapelloise

(Kreistanz, hintereinander, Blickrichtung gegen den Uhrzeigersinn)

1-4        Die Paare gehen vier Schritte vorwärts (linker Fuß startet) und drehen sich auf den vierten Schlag um 180°
5-8        Nun werden vier Schritte rückwärts (also immer noch gegen den Uhrzeigersinn) gegangen
1-4        Es werden wieder vier Schritte vorwärts (im Uhrzeigersinn) gegangen, auf den vierten Schlag dreht man sich wieder um 180°
5-8        Nun werden vier Schritte rückwärts (also immer noch im Uhrzeigersinn) gegangen

1-2        Nun springen die Paare seitlich aufeinander zu
3-4        Man springt seitlich wieder voneinander weg
5-8        Die Dame wird vom Herrn vor ihm in die Mitte des Kreises geführt, er geht dabei einen Schritt nach außen. Nun steht die Dame am Platz des Herren und der Herr am Platz der Dame

1-2        Herr und Dame springen wieder seitlich aufeinander zu
3-4        Und springen wieder seitlich voneinander weg
5-8        Die Dame dreht sich unter dem linken Arm des Herren hindurch nach hinten, lässt die Hand des eigenen Partners lost und fasst die rechte Hand des Herren hinter ihr, welche ihr hingehalten wird und lässt sich von ihrem neuem Partner auf den äußeren Platz neben ihn führen. Der Herr dreht die Dame unter seinem linken Arm hindurch nach hinten und lässt ihre Hand los. Anschließend geht er einen Schritt nach links vorne (nach innen) und nimmt mit seiner rechten Hand die linke Hand der Frau vor ihm und führt sie auf den Platz recht neben ihm (die Außenseite des Kreises)

Tanz beginnt von vorne

Unsere Quellen

Unser Standardrepertoire ändert sich zwar regelmäßig, der Standard wird aber schon seit Jahren getanzt. Gelernt haben wir diese, und teilweise auch die neuen Tänze, bei Workshops und Veranstaltungen, welche von anderen Gruppen und Personen ausgeführt und organisiert werden. Gerade im Bereich des historischen Tanzens, eine sehr kleine Sparte des Tanzens, ist es unglaublich wertvoll von und mit anderen zu lernen.

Vieles lernen wir mit Hilfe des Internets. Einige Gruppen haben Websites mit Tanzschriften und Videos, einiges findet man auf Youtube und alternativ dazu gibt es sonst einige Bücher, auf dir wir uns stützen, welche neben Tanzschriften auch historische Informationen anbieten.

Unser Hauptfokus liegt im Moment auf den Tänzen des John Playford, welcher ein englischer Musikverleger im 17. Jahrhundert war. Er veröffentlichte 1651 ein Nachschlagewerk mit den damals beliebtesten Tänzen, inklusive der Melodien.

The English Dancing Master