Bogenbau & Armbrustbau im Mittelalter

Als eine der ältesten Jagd- und Kriegswaffen sowie Sportgeräte des Menschen haben es uns Bögen und in weiterer Folge Armbrüste angetan. Einerseits üben wir das Bogen- und Armbrustschießen im Verein aus, andererseits gehen ein paar von uns der Herstellung ebendieser (Sport-)Geräte selbst nach.

Die Handwerkskunst des Bogners und Armbrusters

Der Bogner stellte bis ins Spätmittelalter klassische Lang- oder Kurzbögen aus Eibe, Ulme, Esche etc. her. Im Laufe des 14. Jahrhunderts verdrängte die Armbrust immer mehr den Bogen und das Handwerk des Bogners wandelte sich in den des Armbrusters. 

Auf den Werkbänken unserer Vereinswerkstatt entstehen nach historischen Vorbildern die Bögen und Armbrüste unserer Vereinsmitglieder. Aus den verschiedenen Rohmaterialien, wie Eiben-, Eichen- und Nussholz, Tiersehnen und Geweihstücken entstand schon manch schöner Nachbau.

Auch Erzeugnisse der zugehörigen Nebengewerben wie Windenmacher, Pfeilschnitzer und Kurbaner (Anfertiger der Bolzenköcher) werden von unserer Hand hergestellt.

Ausrüstung der Stadtwachen mit Armbrüsten

Die Armbrust wurde ab dem 14. Jahrhundert eine wichtige Verteidigungswaffe in europäischen Städten, da sie im Vergleich zum Bogenschießen mit relativ wenig Training zu erlernen war.  Die Armbruster, die das Gewerbe innerhalb der Stadtmauer ausübten, mussten im Auftrag der Stadtherren mindestens eine Armbrust pro Jahr fertigen und diese der Stadt zur Verteidigung übergeben.

Im späten 15. bzw. frühen 16. Jahrhundert wurde die Armbrust wiederum von Schusswaffen abgelöst. Danach war die Armbrust eine reine Sport- und Jagdwaffe und wurde zum Prestigeobjekt für reiche Bürger*innen und Adelige. Weltweit sind noch heute zahlreiche prunkvoll verzierte Armbrüste in Museen zu bewundern.

Stadtverteidiger mit historischer Armbrust

Fragen, die uns beim Bau von Bogen und Armbrust leiten

Beim Nachbau historischer Bögen und Armbrüste beschäftigen wir uns nicht nur mit dem Endergebnis, sondern mit einer Vielzahl von Fragen, die sich aus Quellen, Funden und praktischer Erfahrung ergeben. Jede Rekonstruktion beginnt mit einer Reihe grundlegender Überlegungen (nur eine Auswahl, natürlich):

  • Welche Holzarten wurden im Mittelalter tatsächlich verwendet – und wie wurden sie vorbereitet (Trocknung, Spaltung, Lagerung)?
  • Welche Rolle spielten Naturmaterialien wie Horn, Sehne, Bast oder Rohhaut bei Verbundbögen?
  • Wurden Sehnen gezwirnt, geflochten oder gedreht – und in wie vielen Strängen?
  • Welche Werkzeuge wurden zum Herstellen oder Spannen der Sehne verwendet?
  • Wie stark war das Zuggewicht, und wie wurde es kontrolliert oder dokumentiert?
  • Welche Maße und Besonderheiten lassen sich aus erhaltenen Originalen ableiten?
  • Welche ikonographischen Quellen (z. B. Miniaturen, Wandmalereien, Schnitzereien) geben Hinweise auf Formen, Tragweise oder Zubehör?
  • Wie wurden Bogen oder Armbrüste in Rechnungsbüchern, Inventaren oder Registern beschrieben? (z. B. „eyn arbust mit einem stahlboge“)
  • Welche Werkzeuge standen dem historischen Handwerker zur Verfügung – und wie genau konnte er damit arbeiten?Wie wurden Sehnen befestigt, und wie elastisch/dauerhaft waren historische Materialien im Vergleich zu modernen?
  • uvm.