Der „Schweizerkrieg“ des Jahres 1499 aus Haller Sicht

Kernthema des historischen Festes "max@hall.1499", das im September 2019 stattfand, waren die Ereignisse rund um den sogenannten „Schweizerkrieg“ des Jahres 1499 aus Haller Sicht. Wie sich die Rekrutierungen, Entsendungen und Rückkehr der städtischen Söldner in Hall in Tirol abspielten, wurde nach historischen Quellen dargestellt. Alle Darsteller – so auch wir – gehören Tiroler Vereinen an.

Der „Schweizerkrieg“ aus Haller Sicht

Die historischen Hintergründe des Schweizerkrieges waren u. a. ungünstige herrschaftliche und grundherrliche Verflechtungen zwischen verschiedenen Bündnissen, Herzogtümer und Grafschaften, die schon lange zu laufenden Konflikten geführt hatten. Besonders das Bündnis zwischen den Eidgenossen und der Graubündner verbreitete die Furcht, dass ein Angriff auf Tirol geplant sein könnte. Dieser Konflikt wurde vor allem von der Tiroler Regierung auf der einen Seite und dem französischen König Ludwig XII. auf der anderen Seite angetrieben bzw. instrumentalisiert.

Der Kriegsverlauf im Jahr 1499 entwickelte sich im Großen und Ganzen zugunsten der Eidgenossen und Bündner. Größere Schlachten konnten sie für sich entscheiden.

Die Stadt Hall entsandte wiederholt Kontingente für Maximilian ins Feld. Erstmals im Dezember 1498 wurde ein erstes Fähnlein von 37 Söldnern mit einem Rottmeister, einem Fähnrich, einem Trommler und einem Pfeifer verabschiedet, das jedoch wieder zurückbeordert wurde. Die letzten 70 Knechte kamen im Juli 1499 ins Feld. Haller Söldner waren sowohl in Vorarlberg (Franstanz) wie auch im Vintschgau im Einsatz und an verschiedenen anderen Orten (z.B. Paznaun).

Die entscheidende Schlacht für die Tiroler war sicher jene an der Calven am 22. Mai 1499. Noch am 20. Mai war Oswald Karl mit 100 Knechten von Hall nach Glurns gesandt worden. Auf Befehl des Königs vom 21. Mai wurden weitere 69 Knechte, unter ihnen 5 Doppelsöldner, mit Ulrich Schirmer ins Feld geschickt. Beide Trupps kamen vermutlich zu spät, noch später aber Maximilian selbst mit seinem Entsatzheer.

Ab Juni 1499 wechselten sich im Vintschgau Vorstöße und Rachefeldzüge ab. Im Juli ging das „Geschrei“ um, dass die Eidgenossen bereits im Ötztal seien, was auch in Hall einige Bestürzung auslöste. Das zweifache Aufgebot wurde angeordnet und schließlich das vierfache bzw. das „allgemeine Aufgebot“. Die Stadt bemühte sich mit geringem Erfolg um die Reduktion der Söldnerzahlen, weil die finanzielle Belastung längst bedenkliche Größen angenommen hatte.

Mit dem Fall Mailands im September war das Kriegsziel für Ludwig XII. aber erreicht. Der Friede von Basel am 22. September 1499 (Jahrtag am Sonntag während unseres Festes) beendete den Konflikt auch formal ohne große Veränderungen. Bezahlt hat die leidtragende Bevölkerung hier wie dort.

Die Musterung & Truppenentsendungen in Hall

Bekannt ist, dass im April 1499 Sigmund Gerstl, Pölsterl von Sterzing, Claws Smidt aus Passeir und Hawsman aus Kortini (Cortina?) für die Städte und Gerichte an der Etsch nach Hall kamen, um eine Werbung abzuhalten. Sie wurden von der Stadt empfangen und bewirtet.

Die Werbung der Haller Truppen begann mit dem „Umherschlagen“ des Trommlers oder Trommelschlagers in der Stadt und dem Aufruf, ins Feld zu ziehen. Aus erhaltenen Raitbüchern (Rechnungs- oder Handlungsbücher) kann nachvollzogen werden, wie diese Truppenentsendungen, sogenannte Fähnlein, zusammengesetzt waren.

Ein Fähnlein konnte aus einer unterschiedlich hohen Zahl von Knechten bestehen. Darunter befanden sich meist 4-6 Doppelsöldner, bei denen es sich immer um folgende Chargen handelte: Hauptmann, Rottmeister, Fähnrich, Trommler und Pfeifer.

Die Fähnlein wurden meist im Rahmen von „Aufnahme, Einschreibung, Musterung und Ausrüstung“ im Haller Rathaus mit Wein und Brot bewirtet. Die Stadt Hall stellte zum Teil auch die Rüstung für die Söldner. Über die Vergabe von Ausrüstung sowie der Söldner selbst wurde Buch (Namens- und Soldlisten) geführt.

Zur Verabschiedung erhielten sie den sogenannten Johannessegen, meist eine Pazeide (ca. 6,5 l) Wein, bei größerer Mannschaftsstärke auch 2 Pazeiden. Gelegentlich wird ein Lobamt für die abziehenden Knechte gehalten.

Der Trommler dürfte mit dem Pfeifer aber auch die Truppe aus der Stadt und in das Feld begleitet haben. Einmal nachweisbar begleitete ein Priester die Haller Truppen ins Feld. Auch ein Schreiber war dort, vermutlich für Musterungen und zur Abrechnung des Soldes.

Der halbe Monatssold wurde in der Regel im Voraus bezahlt. In Abständen von zwei Wochen erhielten die Söldner einen weiteren halben Monatssold im Feld ausbezahlt. Dazu entsandte die Stadt jeweils einen Abgesandten.

Es kam vor, dass sich Knechte weigerten, ins Feld zu ziehen. Das wurde mit Geldstrafen belegt. In zwei Fällen ist überliefert, dass Söldner ihren Harnisch versetzten (in Zirl und Landeck) und sich die Stadt Hall bemühen musste, diese wieder auszulösen.

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