Mann mit mittelalterlicher Gugel und Zatteln in Federform, Illustration aus dem Roman de la Rose, 14. Jahrhundert

Männer-Gugel mit Dagging – Zatteln machen Mode

Die Männer-Gugel mit Dagging – im Deutschen auch als ‚Zatteln‘ bezeichnet – war im späten 14. und 15. Jahrhundert ein beliebtes Mode-Accessoire. Mit dieser Technik wurden Kleidungsstücke durch ausgeschnittene Kanten verziert.

Für unsere Darstellung des 14. Jahrhunderts habe ich eine mittelalterliche Männer-Gugel mit Zatteln rekonstruiert, die sich an Bildquellen und erhaltenen Fragmenten aus dieser Zeit orientiert.

Was sind Zatteln (Dagging)?

Der Begriff Dagging bezeichnet im mittelalterlichen Modejargon das Ausschneiden von spitzen, rechteckigen oder anders geformten Zacken oder Dekorationen an äußeren Kleidungsstücken. Häufig betraf dies die Ränder von Ärmeln, aber auch Gugeln, Surcots und Mänteln sowie die Säume von Gewändern (z. B. Houppelandes).

Technisch gesehen wurde für Zatteln der Stoff zunächst zugeschnitten und anschließend, wenn nötig, versäubert. Häufig kamen auch Wollstoffe zum Einsatz, die nicht fransen und daher ohne zusätzliche Kantenversäuberung verarbeitet werden konnten.

Das Dagging bezieht sich daher hauptsächlich auf die Ränder von Kleidungsstücken und unterscheidet sich deutlich von der späteren Mode, bei der Ärmel und Oberkörper durch Schlitze und Risse verziert wurden, die als „Slashing“ bekannt wurden.

Diese Technik war besonders im 14. und 15. Jahrhundert beliebt und wurde sowohl von Männern als auch Frauen getragen.

Rekonstruierte mittelalterliche Männer-Gugel mit Eichenblatt-Zatteln auf einer Kleiderpuppe präsentiert

Formen von Zatteln

Zatteln waren in der mittelalterlichen Modewelt unglaublich vielfältig und konnten sowohl schlicht als auch kunstvoll ausfallen. Zu den bekanntesten Formen gehören:

Männer bei der Verleihung des Sternordens in den Grandes chroniques de France (BNF Fr. 2813, fol. 394r), um 1375-1380

Männer bei der Verleihung des Sternordens in den Grandes chroniques de France (BNF Fr. 2813, fol. 394r), um 1375-1380

Mann mit mittelalterlicher Gugel und Zatteln in Federform, Illustration aus dem Roman de la Rose, 14. Jahrhundert

Mann mit Gugel und federförmigen Zatteln – aus dem „Roman de la Rose“, Bibliothèque nationale de France, Ms. 1567, fol. 7r.

Mann in mittelalterlichem Gewand mit ovalen Zatteln am Saum, Illustration aus dem Tacuinum Sanitatis, 14. Jahrhundert

Mittelalterliches Gewand mit ovalen Zatteln am unteren Saum – aus dem „Tacuinum Sanitatis“, Bibliothèque nationale de France, NAL 1673, fol. 85r.

Mittelalterlicher Mann mit blauem Gewand, verziert mit Eichenblatt-Zatteln an Saum, Ärmeln und Schultern, aus dem Tacuinum Sanitatis

Mann mit Eichenblatt-Zatteln an Gewandsaum, Ärmeln und Schultern – aus dem „Tacuinum Sanitatis“, Bibliothèque nationale de France, NAL 1673, fol. 83r.

Epitaph von Prince William of Hatfield mit Mantel, verziert durch einfache Zatteln im Eichenblatt-Stil, 14. Jahrhundert

Epitaph von William of Hatfield, Sohn Edwards III., mit dagging-verziertem Mantel – ein frühes Beispiel für Zatteln im 14. Jahrhundert.

Rekonstruktion: Mittelalterliche Männer-Gugel mit Zatteln und Liripipe

Für unsere Darstellung des 14. Jahrhunderts habe ich eine mittelalterliche Männer-Gugel mit Eichenblatt-Zatteln und einem langen Gugelzipfel (engl. Liripipe) rekonstruiert, die sich an Bildquellen und erhaltenen Fragmenten aus dieser Zeit orientiert.

Hinweis zur historischen Einordnung: Nach meinem aktuellen Kenntnisstand wurden Zatteln im 14. Jahrhundert hauptsächlich an Männergugeln verwendet. Für Frauengugeln kenne ich bislang keine gesicherten Bildquellen oder Funde mit Zatteln aus dem Tiroler Raum. Deshalb bezieht sich meine Rekonstruktion bewusst auf eine Gugel für einen Mann.

Rekonstruierte mittelalterliche Männer-Gugel mit Eichenblatt-Zatteln aus grauer und gelber Wolle

Mittelalterliche Männer-Gugel - Fotostrecke der Rekonstruktion

Rekonstruierte mittelalterliche Männer-Gugel mit Eichenblatt-Zatteln auf einer Kleiderpuppe präsentiert
Ausgeschnittene Eichenblatt-Zatteln
Eingenähte und versäuberte Gere einer Gugel
Schnittvorlage für die Zatteln einer mittelalterlichen Gugel
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