Workshop: Löffelschnitzen – Spätmittelalterlichen Esslöffel selbst schnitzen

Jeder in unserem Verein besitzt neben eigener Kleidung auch eigene Alltagsgegenstände. Ein unentbehrliches Utensil ist dabei der eigene Esslöffel. Wir nutzten die letzten Wochen, um eigene Holzlöffel aus Birke und Nussbaum zu schnitzen.

Spätmittelalterliche Funde von geschnitzten Holzlöffeln

Funde von nahezu unversehrten Löffeln aus dem Mittelalter sind relativ selten. Meist ist zumindest ein Teil des Löffelgriffes abgebrochen.

Nichtsdestotrotz können verschiedene Formen von Holzlöffeln, insbesondere von Esslöffeln, festgestellt werden:

  • Ovale bis kreisrunde, bauchige Laffe, gerader Übergang am Löffelstiel:
    Zu dieser Löffelform gehören unter anderem Funde aus der Altstadt in Dresden (Altmarkt, Ostseite, Grube 4, sowie Töpfergasse), Krems an der Donau und Magdeburg. Auch unter den Funden von Bad Windsheim ist dieser Löffeltyp einmal zu finden (HG12410). 
  • Spitzovale, flachbauchige Laffe, tropfenförmige Form mit spitzen Übergang in den Stiel:
    Diese Löffelform ist ab dem zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts in Fund- und Bildquellen zu finden und hielt sich wohl bis in das 16. Jahrhundert hinein. In Funden Süddeutschland, wie bspw. in Nürnberg (Kühnertsgasse) und Regensburg, wurden diese Löffeltypen geborgen.

Andere Löffelformen, die gefunden wurden, können eindeutig als Kochlöffel (langstielige Löffel) oder Schöpflöffel (stark geschwungener Griff und stark bauchige Laffel) interpretiert werden.

 

Weiterführende Quellen:

  • Janssen, Walter: Der Windsheimer Spitalfund aus der Zeit um 1500: ein Dokument reichsstädtischer Kulturgeschichte des Reformationszeitalters (1994). Germanisches Nationalmuseum. 
  • Müller, Ulrich: Holzfunde aus Freiburg/Augustinereremitenkloster und Konstanz. Herstellung und Funktion einer Materialgruppe aus dem späten Mittelalter (1996). Konrad Theiss Verlag, Stuttgart.
  • Gühne, Arndt: Stadtarchäologie in Freiberg: Holzfunde (1991). Deutscher Verlag der Wissenschaften.
  • Foracheim 1248: Zusammenfassung der hier vorgestellten Ergebnisse zu den spätmittelalterlichen Löffeln aus Bad Windsheim. Link: http://www.foracheim.de/cms_download_datei.php?sid=0&lid=&tid=3&cmspid=45 (Online zugriffe 2024-02-10)
  • Schulz, Anne: Essen und Trinken im Mittelalter (1000-1300): Literarische, kunsthistorische und archäologische Quellen (2011). De Gruyter.

 

Interesse geweckt?

Wir freuen uns bereits auf die nächsten Vereins-Workshops, wo wir weitere mittelalterliche Handwerkstechniken recherchieren und gemeinsam erlernen und ausprobieren werden. Wenn du Interesse an Workshops bei uns hast, schreib uns und werde Mitglied.

Workshop: Spanschachteln bemalen mit Eitempera

Im November widmeten sich einige unserer Vereinsmitglieder bei einem geselligen Freitagabend-Workshop der Gestaltung von Spanschachteln mit Ei-Tempera. 

Mittelalterliche “Schachteln”, später Spanschachteln genannt, waren Boxen, die primär als Aufbewahrungsorte für persönliche Gegenstände wie Schmuck, Gewürze, Kräuter, Schreibutensilien, Nadeln, kleine Textilien und Wertgegenstände dienten.

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Bau einer Hängelampe

Auf Mittelalterfesten kann es abends ganz schön dunkel werden. Wir sind schon einige Zeit am Überlegen, wie wir die Lichtsituation für Abende unter unserem Vereins-Baldachin verbessern können. Bisher verwendeten wir ein zusammengewürfeltes Konglomerat aus Laternen mit Kerzen, die wir abends am Tisch verteilten - die Helligkeit war jedoch nicht immer zufriedenstellend.

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Anleitung: Handgenähte Knopflöcher für spätmittelalterliche Kleidung

Im Laufe des 14. Jahrhunderts veränderte sich die Mode so, dass sie immer eng anliegender wurde. Schlüpfkleider wurden von Cotehardies, die mit Schnürung oder Knöpfen an der Brust sowie an den Ärmeln geschlossen wurden, verdrängt. Je mehr Knöpfe und je edler das Material (Stoff- vs. Metallknöpfe) war, desto wohlhabender war sein Träger bzw. ihre Trägerin. 

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Fundbelege für die Rekonstruktion von spätmittelalterlicher Kleidung

Auf historischen Veranstaltungen und Mittelalterfesten werden wir oft zu unserer Kleidung befragt und woher wir diese haben.

Die Gewandungen von der Stange, die es häufig auf Mittelaltermärkten zu kaufen gibt, entsprechen meist nicht unserer Darstellungszeit und unserem Anspruch. Daher beschäftigen wir uns selbst mit historischen Funden und Bildbelegen und informieren uns über Materialien, Farben und Nähtechniken, bevor wir unsere Kleidung - für Mann und Frau - selbst nähen. Das Wissen und die Erfahrungen, die wir dabei sammeln, geben wir intern unseren Vereinsmitgliedern weiter.

Zur Untermauerung, an welchen Funden wir uns für unsere Kleidung orientieren, werden in diesem Artikel Ausgewählte genannt - dieser erhebt aber keinesfalls den Anspruch auf Vollständigkeit.

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