Herstellung eines Löffelfutterals nach einem Vorbild aus dem 14. Jahrhundert

Um die mittelalterlichen Gaumenfreuden richtig genießen zu können, braucht's einen Löffel. Zum Geburtstag unseres Obmanns habe ich einen Silberlöffel, ein wunderschönes Replik aus dem 14. Jahrhundert, erstanden und fertige dafür ein passendes Lederetui an.

Ein ‘Futteral’ ist ein Etui, in dem wertvolle oder für den Besitzer schützenswerte Gegenstände, wie Messer, Bücher, Reliquien, Schreibgeräte oder Bestecke, aufbewahrt wurden. In verschiedenen Museen auf der ganzen Welt sind solche gut erhaltenen Futterale zu bestaunen.

Eines der bekanntesten gefundenen Futteral-Konvolute ist im Kölnischen Stadtmuseum zu finden. Es stammt aus dem Nachlass des Hermann von Goch (* 14. Jahrhundert; † 7. Mai 1398 in Köln) und besteht u.a. aus einer Messerscheide, einem Löffelfutteral, einem Futteral für Nadeln und einem Futteral für einen Probierstein. Als Kleriker und Geschäftsmann war es ihm wohl wert, speziell diese Gegenstände durch ein Lederfutteral zu schützen.

Ein solches Futteral für einen Klapplöffel möchte ich für das Löffelreplik, das ich bei Cervus Trading erstanden habe, herstellen. Gesagt, getan.

Herstellung des Futterals aus Rindsleder

Das Löffelfutteral ist aus zwei Schichten vegetabil gegerbtem Rindsleder gefertigt. Ich habe beide Lagen an eine dafür gefertigte Holzform angepresst - es ist einfach wunderbar, wie sich nasses Leder durch seine Dehnungseigenschaften so in Form bringen lässt! Um das Futteral später am Gürtel anbringen zu können, habe ich bei diesem Schritt die Ausstanzung dafür vorgesehen und mit dünnen Holzstäbchen (respektive Zahnstocher) in Form gehalten.

Das Leder der Vorder- und Rückseite wurde jeweils mit Leinenfaden und Sattlerstich zusammengenäht.

Das Löffelfutteral verzieren

Die Verzierung sind mit zwei Techniken entstanden: Lederschnitt und Punzieren.

In einem ersten Schritt habe ich mit einer scharfen Klinge die Umrisse der Dekoration in die Oberfläche des Leders geschnitten. Wie bei dem Löffelfutteral aus dem Nachlass des Hermann von Goch habe ich eine florale Deko herausgearbeitet.

Anschließend habe ich mit einem Punzierstempel die umliegenden Flächen abgesenkt.

Fertigstellung des Futterals

Nach der Verzierung habe ich das Löffelfutteral aufgeschnitten und den Holzkern befreit.

Anschließend habe ich es noch schwarz eingefärbt.

Mit der Fingerschlaufentechnik (engl. fingerloop) habe ich ein Band aus rot gefärbter Maulbeerseide gewebt und in das Futteral eingefädelt, damit der Besitzer, unser Obmann, es am Gürtel tragen kann.

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