Am Dreiländereck Österreich-Italien-Schweiz, eingebettet in einer felsigen Talenge direkt am Inn, liegt die ehemalige Sperranlage Altfinstermünz. Diese passierte die alte Landstraße zwischen Pfunds und Nauders, welche Richtung Reschenpass führte.
Bereits in der Antike querte die Via Claudia Augusta den Inn an dieser Stelle, was Münzfunde belegen. Die erste schriftliche Nennung der Festung (castrum Luech in Vinstermincz) selbst erfolgte aber erst 1263, was die Deutung von Altfinstermünz als Höhlenburg erlaubt. Ab dem 13. Jahrhundert weg handelte es sich hierbei um eine Zollstation, die ihre Bedeutung 500 Jahre lang beibehalten konnte. Erst 1779 wurde das Zollamt ins nahegelegene Martinsbruck verlegt.
Historische Gebäude und Strukturen
Die ältesten heute erhaltenen Gebäude sind der Brückenturm und der Batterieturm „Sigmundseck“. Mittels der Schlagdaten der Hölzer lässt sich deren Bau auf zwischen 1471 und 1475 datieren. Für die Errichtung des Sigmundseck wurde die vorhandene Höhle in der Felswand tiefer ausgebrochen. Der Batterieturm dient dem Schutz des Brückenturms und besaß im Zuge dessen eine Wach- und Wehrfunktion. Der Brückenturm selbst steht im westlichen Drittel des Inns und teilt dessen Brücke. Der Turm ist 17 Meter hoch und hatte ursprünglich drei Stockwerke. Der erste Stock diente als Wach- bzw. Wohngeschoss, das zweite Stockwerk wurde mit Schlüsselscharte und Gusserker ausgestattet und hatte die Funktion des Wehrgeschosses inne.
Erweiterungen im 16. Jahrhundert
Um 1515 ließ Kaiser Maximilian I. dann den Torturm „Klausenturm“ errichten, welcher von einer Wehrmauer flankiert wurde. Damit bildete sich eine geschlossene Festungsanlage. Das unterste Geschoss des Klausenturms wird durch den Straßenverlauf in zwei Hälften geteilt. Das erste Stockwerk diente vermutlich als Wohngeschoss, im zweiten Stock war ein großer Saal untergebracht und das oberste Stockwerk hatte die Funktion des Wehrgeschosses.
1590 wurde die Genehmigung für den Bau einer Kapelle erteilt, welche durch die Zolleinnahmen finanziert wurde. Die ursprüngliche Version der Kapelle ist kleiner als ihr heutiger Bau, die Erweiterung kam erst 1716.
Abbildung 2.: Plan des Klausenturm
aus: Zur Baugeschichte der Klausenanlage von Altfinstermünz/Nauders in Conservatum est - Festschrift für Franz Caramelle zum 70. Geburtstag; Herausgeber: Andergassen, Leo; Frick, Michaela; Seite 137
Verfall und Wiederaufbau der Burg Altfinstermünz
Bis zum 18. Jahrhundert gab es immer wieder Ausbauten, vor allem Änderungen der Brücke sind gut dokumentiert. Bei Restaurierungen aufgrund von Hochwasser und Brandschäden wurde die Höhe immer wieder nach oben oder unten verändert.1870 wurde die Brücke dann ganze drei Meter höher gelegt, hierfür wurde das Obergeschoss des Brückenturms durchbrochen. 1948/49 fand eine erneute Brückensanierung durch das Denkmalamt statt, hierbei wurde sie auf das ursprüngliche Niveau zurückgebaut und steht seitdem unter Denkmalschutz. 1999 wurde die Brücke wieder öffentlich zugänglich gemacht und dient seither als Bindeglied zwischen Tirol und dem Engadin.
Während an der Brücke viel gearbeitet wurde, begann langsam der Verfall der restlichen Klausenanlage. 1770 wurde Altfinstermünz zu einer Gaststätte und 1784 erfolgte eine Teilprivatisierung, nur das Sigmundseck und der Brückenturm blieben in Staatsbesitz. Die privaten Besitzer wechselten allerdings regelmäßig. Bereiche, die nun keinen unmittelbaren Nutzen mehr hatten, wurden vernachlässigt. Ausschlaggebend für den Rückgang der Bedeutung war allerdings die Stilllegung der alten Landstraße im Jahr 1854, als die neue Reschenstraße vollendet wurde.
Im Jahr 1970 verließen dann die letzten Bewohner Altfinstermünz und erst in den 1990er Jahren begannen Bemühungen, die Sperranlage zu erhalten. 2001 gab die damalige Besitzerin die privaten Teile der Anlage wieder in öffentliche Hand und der neu gegründete Verein „Altfinstermünz“ begann damit, die Anlage wieder aufzubauen. 2013 konnten die Arbeiten abgeschlossen werden.
Burg Altfinstermünz Heute
Heute besteht die Anlage aus Brücke, Brückenturm, Sigmundseck, der Höhle, dem Klausenturm mit Sperrmauer, mehrerer Vorbauten (Ruinen), dem Wirtschaftsgebäude (Gasthaus) und der Kapelle Maria Himmelfahrt. Ziel des Vereins ist der Unterhalt und die kulturell-touristische Nutzung der Anlage. Im Mittelpunkt steht hierbei die möglichst unveränderte Bewahrung des Ortes.
Die Klausenanlage mit ihrem Museum und der Klausenschenke (Gastgarten) kann man heutzutage von Frühling bis Herbst besuchen. Den Saisonauftakt macht das jährliche Mittelalterfest. Genauere Informationen und Öffnungszeiten können auf der Webseite nachgelesen werden. Außerdem finden sich dort weitere Informationen zur Festungsanlage, ihrer Geschichte und der Projekte für die Zukunft.
Quellen:
- Zur Baugeschichte der Klausenanlage von Altfinstermünz/Nauders von Walter Hauser und Patricia Tartarotti in Conservatum est - Festschrift für Franz Caramelle zum 70. Geburtstag. Herausgeber Leo Andergassen und Michaela Frick. Seite 125-157
- Altfinstermünz - Die Restaurierung der Talsperre von Michaela Frick und Walter Hauser. Herausgeber: Bundesdenkmalamt
- Erlebnisburg Altfinstermünz - historische Erlebniswelt (altfinstermuenz.com)
Bildquellen:
- Fotos (Abbildungen 1, 3 und 4): Privataufnahmen
- Plan des Klausenturm (Abbildung 2): Zur Baugeschichte der Klausenanlage von Altfinstermünz/Nauders von Walter Hauser und Patricia Tartarotti in Conservatum est - Festschrift für Franz Caramelle zum 70. Geburtstag. Herausgeber Leo Andergassen und Michaela Frick. Seite 137